Bioidentische Hormone in den Wechseljahren

Bioidentische Hormone in den Wechseljahren

Total einfach anzuwenden, wirken schnell und noch dazu keinerlei Nebenwirkungen – bioidentische Hormone scheinen der heilige Gral in den Wechseljahren zu sein. Aber was heißt bioidentisch überhaupt? Und sind bioidentische Hormone wirklich so ungefährlich? Wir klären auf.

Inhaltsverzeichnis

Die Hormontherapie in den Wechseljahren hat in den letzten Jahren ein echtes Auf und Ab erlebt. Von dem “Must have” für alle Frauen zur Prävention vor Osteoporose und Demenz über “No Go” aufgrund des (vermeintlich) erhöhten Krebsrisikos bis hin zur Rehablition und Empfehlung für alle Frauen, die mit Hitzewallungen und Co. kämpfen.

In den letzten Jahren wird als Alternative zur “klassischen” Hormontherapie immer häufiger die Therapie mit bioidentischen Hormonen genannt. Regelrechte Fangruppen sind im Internet zu finden, für die ohne bioidentische Hormone gar nichts mehr geht. 

Du schaust lieber, anstatt zu lesen? Hier ist unser Video zu bioidentischen Hormonen

Bioidentische Hormone – Was ist das eigentlich?

Beim Begriff Bio denken wir sofort an “Natur pur”. Hier täuscht die Bezeichnung bioidentisch ein bisschen. Denn genau wie die künstlichen Hormone stammen auch die bioidentischen Hormone aus dem Labor. Sie werden zwar aus pflanzlichen Substanzen gewonnen, dann aber im Labor in die passende Molekülstruktur gebracht. Diese Struktur ist exakt so wie die Struktur unserer körpereigenen Hormone. Deshalb spricht man hier von bioidentisch.

Immer wieder hört man auch: “Bioidentische Hormone? Nutze ich auch. Ich schmiere regelmäßig Yamswurzel-Creme.” Achtung: Zwar werden die bioidentischen Hormone zum Großteil aus der Yamswurzel gewonnen, der Körper kann das enthaltene Diosgenin aber nicht selber in Progesteron oder andere Hormone umwandeln. Mit der Yamswurzel-Creme lässt sich also vielleicht eine progesteronähnliche Wirkung erzielen, ein Progesteronersatz ist hiermit aber nicht möglich.

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Bioidentische vs. synthetische Hormone

Wo genau liegt jetzt der Unterschied zwischen den beiden Hormonarten? Synthetische Hormone weisen zwar kleine Abweichungen von der körpereigenen Hormonstruktur auf, können sich aber trotzdem an die Hormonrezeptoren im Körper binden und so ihre Wirkung entfalten.

Dann müsste es doch der gleiche Wirkstoff sein? Nein, denn die Molekülstruktur ist eine ganz andere. 

Vergleich bioidentisch vs. natürlich vs. synthetisch

Vergleich der Molekülstruktur: körpereigenes Progesteron vs. synthetisches Progesteron vs. bioidentisches Progesteron

Während beispielsweise unser körpereigenes Progesteron als echtes Feel-Good-Hormon fungiert, können synthetische Formen wie Drospirenon oder Levonogestrel sogar das Risiko für Depressionen erhöhen. Auch die positiven Auswirkungen auf das Bindegewebe, die Nervenfunktion oder die Gesundheit von Herz und Gefäßen sind nur für das “natürliche” Progesteron, keinesfalls für die synthetischen Varianten, belegt.

Bei den synthetischen Hormonen sollte man somit eigentlich eher von Medikamenten mit hormonähnlicher Wirkung sprechen, denn mit den körpereigenen Hormonen haben sie nicht viel gemein.

Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass eine Hormonersatztherapie mit bioidentischen Hormonen weniger risikobehaftet ist als die klassische, synthetische Hormontherapie. Insbesondere die Kombination aus der transdermalen Estradiolanwendung – also der Anwendung über die Haut- und mikronisiertem Progesteron scheint hier vielversprechend. So sinkt beispielsweise das Brustkrebsrisiko unter bioidentischem Progesteron im Vergleich zum synthetischen Gestagen.

Einfach erklärt: Bioidentische Hormone

Welche bioidentischen Hormone gibt es?

In der biodentischen Hormontherapie in den Wechseljahren kommen vor allem die Hormone 17-beta-Estradiol sowie Progesteron zum Einsatz. Die Anwendung kann je nach Präparat über die Haut, oral in Tabletten- oder Kapselform sowie vaginal erfolgen.

Zwar wird die bioidentische Hormontherapie oft als eine Neuerung dargestellt, bei einer Gruppe von Erkrankungen wird sie jedoch schon seit langer Zeit genutzt – bei der Schilddrüsenunterfunktion. Die dort genutzten Schilddrüsenpräparate enthalten die bioidentischen Hormone T4 und T3. In der bioidentischen Hormontherapie kann zudem mit Testosteron, Cortisol oder DHEA gearbeitet werden. Diese Hormone kommen in der bioidentischen Hormontherapie in den Wechseljahren allerdings seltener zum Einsatz.

Standardmedikament vs. Individualzubereitung

Wenn du mit bioidentischen Hormonen deine Beschwerden angehen möchtest, hast du die Wahl zwischen Standardmedikamenten und Individualzubereitungen aus der Apotheke:

Standardmedikamente

Häufig verordnete Fertigarzneien sind beispielsweise Famenita oder Utrogest mit bioidentischem Progesteron oder Gynokadin mit bioidentischem Estradiol.

Während die beiden Östrogene Estradiol und Estriol in der Hormonersatztherapie zumeist in bioidentischer Form eingesetzt werden, sieht dies beim Progesteron schon ganz anders aus. Insbesondere bei der transdermalen Anwendung, also der Anwendung über die Haut, ist die Auswahl an Progesteron-Standardmedikamenten eher gering. Ein Großteil der Progesteron-Präparate wird oral oder vaginal verwendet.

Individualzubereitung

Eine Alternative bieten einige Apotheken, die sich auf die Herstellung von bioidentischen Hormonzubereitungen spezialisiert haben. Hier sind Cremes, Gel, Kapseln und Co. in unterschiedlichen Dosierungen erhältlich.

Wenn man sich mit dem Thema bioidentische Hormone beschäftigt, stößt man früher oder später immer auch auf den Namen Rimkus® oder die Rimkus®-Kapseln. Im Grunde handelt es sich hierbei lediglich um Kapseln mit bioidentischen Hormonen. Zusätzlich enthalten die Originalkapseln Zink, Kupfer und Vitamin D3. Diese Zusätze sollen die Bioverfügbarkeit erhöhen. Die Rimkus-Methode ist durchaus umstritten, da hier meist recht hohe Doses zum Einsatz kommen.

Ob Standard- oder Individualrezeptur passen, muss sorgfältig abgewogen werden, denn Fachgesellschaften raten aufgrund der fehlenden Standardisierung von individuellen Hormonrezepturen aus der Apotheke eher ab. 

Achtung Verschreibungspflicht!

Bioidentische Hormone unterliegen genau wie die synthetischen Hormone der Verschreibungspflicht. Wenn du deine Beschwerden in den Wechseljahren mit bioidentischen Hormonen angehen möchtest, brauchst du also ein Rezept von deiner Ärztin. Nicht jede Ärztin zeigt sich hier kooperativ. Dann bitte eine andere Ärztin aufsuchen. Keinesfalls ohne Rezept aus dem Ausland eine Progesteroncreme oder ähnliches bestellen. Das ist zwar (leider) oft problemlos möglich, du verstößt damit aber gegen das Arzneimittelgesetz und hast noch dazu keine Ahnung, was wirklich drin ist. Und: Es ist nicht empfehlenswert, eine Hormoncreme ohne ärztliche Begleitung und regelmäßige Laborkontrollen deiner Blutwerte zu nutzen. Denn auch bioidentische Hormone können überdosiert werden!

Transdermal vs. oral

Bei den Verordnungen in der herkömmlichen Hormonersatztherapie stehen (mit Ausnahme des Estriols zur vaginalen Anwendung) Kapseln zur oralen Anwendung ganz weit vorne auf der Liste. Schade, zeigen doch Studien, dass die Anwendung über die Haut als Gel oder Creme risikoärmer ist. Warum ist das so? Bei der transdermalen Anwendung wird der "Umweg" über die Leber eingespart. Diese ist für den Abbau und die Verstoffwechselung von Hormonen zuständig. Nimmst du Hormone also oral zu dir, landen sie zunächst bei der Leber. Über diesen Leberweg erhöht sich übrigens auch das Risiko für Thromboembolien. Studien zeigen, dass das Risiko für die transdermale Anwendung deutlich niedriger ist. Hier ist die bioidentische Hormontherapie derzeit noch im Vorteil, denn bei dieser Art der Hormontherapie kommen öfter Cremes oder Gele zum Einsatz.

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Und woran erkenne ich jetzt, ob meine Hormone bioidentisch sind?

Du hast ein Rezept vom Arzt bekommen, aber keine Ahnung, ob die verordneten Hormone nun bioidentisch sind oder nicht? Keine Sorge – das ist ganz leicht zu erkennen. Im Beipackzettel der verordneten Medikamente sollte (natürlich je nach Verordnung) Progesteron, Estradiol oder Estriol stehen. Also einfach die richtigen Namen der Hormone. Alle anderen Bezeichnungen deuten darauf hin, dass es sich um synthetische Hormone handelt. Dazu gehören z.B.

  • Norethisteron

  • Cyproteron

  • Dienogest

  • Medroxyprogesteron

  • Levonorgestrel

Vorsicht auch bei der Bezeichnung "konjugierte Östrogene". Es handelt sich hierbei um eine ganze Gruppe von Östrogenen, die aus dem Urin trächtiger Stuten gewonnen oder synthetisch hergestellt werden. Sie sind nicht bioidentisch!

Einsatzgebiete der bioidentischen Hormontherapie

Die Anwendungsgebiete der bioidentischen Hormontherapie in den Wechseljahren ähneln denen der klassischen Hormontherapie. Bei Hitzewallungen, Schlafstörungen und Co. kommt auch hier meist eine Kombination aus Estradiol und Progesteron zum Einsatz. In der Perimenopause, wo es oft zu einem Progesteronmangel und entsprechend einer Östrogendominanz kommt, ist der solitäre Einsatz von Progesteron sinnvoll. Aufgrund möglicher Gebärmutterschleimhaut-Wucherungen, die ohne die schützende Wirkung des Progresterons auftreten können, eignet sich reine Östrogengabe nur für Frauen, denen die Gebärmutter entfernt wurde.

Bioidentische Hormone – Gegenanzeigen

Zur klassischen Hormonersatztherapie gibt es viele Studien über die Anwendersicherheit, Nebenwirkungen und mögliche Gegenanzeigen. Bei der bioidentischen Hormontherapie sieht das leider (noch) anders aus. Bei hormonsensitiven Tumoren dürfen bioidentische Hormone nicht verwendet werden. Auch wenn es eher unwahrscheinlich ist, dass die bioidentischen Hormone das Risiko für Gefäßverschlüsse erhöhen, sollte bei entsprechenden Vorerkrankungen der Einsatz nur nach ausführlicher Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.

Sind bioidentische Hormone gefährlich?

Treten bei der klassischen Hormonersatztherapie immer wieder kritische Stimmen auf, die mögliche Nebenwirkungen der Hormone bemängeln, scheint es bei der bioidentischen Hormontherapie oft so, als wäre diese absolut harmlos.

Nebenwirkungen bei bioidentischen Hormonen? Die kann es nicht geben, denn schließlich sind es ja die gleichen Hormone wie im Körper, oder? Tatsächlich sind es hier auch weniger die Nebenwirkungen der bioidentischen Hormone, die gefährlich werden können. Statt dessen muss genau auf diese zwei möglichen Problemfaktoren geachtet werden:

    1. Mögliche Überdosierungen

    2. Die Verstoffwechselung im Hormonsyntheseweg

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Bioidentische Hormone – Was passiert bei Überdosierung?

Bioidentische Hormonzubereitungen sind in unterschiedlichen Dosierungen erhältlich. So gibt es beispielsweise 1%-ige, 3%-ige oder gar 10%-ige Progesteroncremes. Die Prozentangabe steht immer für das enthaltene Progesteron. Bei der Verordnung einer 1%igen Progesteron-Creme enthält 1 Gramm Creme 10 mg Progesteron, bei der 10%-igen Creme sind es schon 100mg. Auch über die Häufigkeit der Einnahme / des Cremens etc. lässt sich die Dosierung steuern.

Um eine Überdosierung zu vermeiden, sollten die Hormonwerte im Blut regelmäßig geprüft werden. Auch wenn die bioidentischen Hormone den körpereigenen gleichen, kann eine Überdosierung Probleme bereiten. So ist es ja bei unseren körpereigenen Hormonen auch: Ein zu viel an Östrogen führt beispielsweise zu einer Östrogendominanz mit möglichen Beschwerden wie Wassereinlagerungen oder Stimmungsschwankungen. 

Progesteron wird in der bioidentischen Hormontherapie oft als der heilige Gral gesehen. Das Wohlfühlhormon ohne Nebenwirkungen – aber ist das wirklich so? Leider nicht. Bei einer Überdosierung von Progesteron treten oft genau die Symptome auf, die auch beim Progesteronmangel da waren. Dazu gehören unter anderem: 

  • Gewichtszunahme

  • Übelkeit

  • empfindliche Brüste

  • Müdigkeit

Das Tückische: Viele Frauen, die eine bioidentische Hormoncreme anwenden denken, dass ihre Symptome zurückkommen, weil sie zu wenig Progesteron haben und erhöhen die Dosis. Ein weiteres Problem bei einer zu hohen Dosierung ist eine mögliche Rezeptorresistenz. Durch das Überangebot an Progesteron machen die Rezeptoren irgendwann dicht. Um dann überhaupt noch einen Effekt zu erreichen, muss die Dosis erhöht werden – ein Teufelskreis beginnt.

Bioidentische Hormone – das Black Box Phänomen

Hormone sind im Körper nicht unabhängig voneinander. Die Geschlechts- und auch ein Teil der Stresshormone haben denselben Ursprung und durchlaufen dann den Hormonsyntheseweg. Im Gegensatz zu den künstlichen Hormonen baut der Körper die bioidentischen Hormone auch in seinen Hormonsyntheseweg ein. Das ist Fluch und Segen zugleich. Ein Segen, weil so eine Verstoffwechselung in möglicherweise ebenfalls benötigte Hormone möglich ist. Doch genau das kann bei einer Überdosierung zum Fluch werden.

Man könnte es mit einer Black Box vergleichen. Ich werfe etwas rein (das Hormon), weiß aber nicht, was in der Black Box passiert und kann entsprechend auch nicht den Output vorhersagen. So kann es beispielsweise sein, dass ein zu viel an Estradiol zu Testosteron oder auch Estradiol verstoffwechselt wird. Überspitzt könnte man sagen: Die Schlafstörungen sind weg (dank dem Progesteron), dafür sprießen die Haare im Gesicht und/oder fallen auf dem Kopf aus (zu viel Testosteron) ...

Hormonsyntheseweg

Fazit 

Die bioidentische Hormontherapie in den Wechseljahren ist der “klassischen” Variante möglicherweise im Nebenwirkungspotenzial überlegen. Dennoch solltest du dir immer bewusst sein, dass du auch mit den naturidentischen Hormonen in deinen Hormonhaushalt eingreifst. Eine individuelle Abwägung von Risiko und Nutzen sowie regelmäßige Kontrollen unter der Behandlung sollten deshalb selbstverständlich sein.  

Übrigens muss es keinesfalls ein Entweder-oder sein. Du darfst dir gerne das beste aus beiden Welten herauspicken. Unsere XbyX-Produkte lassen sich auch mit einer Therapie mit bioidentischen Hormonen kombinieren.

Studien & Quellen